Mit zwei topaktuellen Meldungen wartete Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, am Freitagabend im Reitersaal der Wildeshauser Gasstätte „Gildestube“ auf. „Am kommenden Mittwoch werden wir das Gute Löhne in der Pflege Gesetz im Kabinett verabschieden“, informierte der Minister. Diese Nachricht erreichte Heil kurz vor seinem Eintreffen in der Kreisstadt von der Klausurtagung der Großen Koalition in Berlin.
Mindestens ebenso wichtig für die heimischen Sozialdemokraten war jedoch eine andere Nachricht. Unter großem Applaus überreichten Heil und SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag der langjährigen SPD-Fraktionsvorsitzenden im Wildeshauser Stadtrat, Evelyn Goosmann, die Willy-Brandt-Medaille. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung, die die Partei an ihre Mitglieder vergibt.
„Mit deiner ruhigen und kräftigen Beharrlichkeit sowie deiner ruhigen sachlichen Art, hast du die SPD-Fraktion vor Ort gut geführt“, unterstrich Heil die Ehrung. Goosmann ist seit 1997 im Wildeshauser Rat und war von 1999 bis 2018 Fraktionsvorsitzende.
Heil weilte auf Einladung von Mittag in Wildeshausen. Diese hatte zuvor bereits Bürgerrunden mit Lars Klingbeil, Martin Schulz und Karl Lauterbach in ihrem Wahlkreis veranstaltet. Die aktuelle Diskussion stand unter der Überschrift „Werkverträge, Leiharbeit, geringfügig Beschäftigte und Rente“.
Die Digitalisierung schafft auch Arbeitsplätze
Heil schlug den Bogen der angesprochenen Themen etwas größer. Es ging auch um den Strukturwandel am Arbeitsmarkt durch Digitalisierung und aktuelle technische Entwicklungen. „Bis 2025 werden 1,3 Millionen Arbeitsplätze durch die Digitalisierung wegfallen. Es werden aber auch 2,1 Millionen Arbeitsplätze neu entstehen“, berichtete der Minister.
Dieser Entwicklung will der Sozialdemokrat durch Weiterbildung gerecht werden und nannte ein Beispiel aus seinem Wahlkreis Peine. Dort werden 400 Ingenieure für die Entwicklung alternativer Antriebskonzepte fitgemacht. Um den Arbeitsmarkt für den Strukturwandel zu rüsten, werde er in Kürze im Bundeskabinett den Entwurf für ein „Qualifizierungschancengesetz“ vorlegen. „Wir müssen aus technischem sozialen Fortschritt entwickeln“, brachte Heil seine Ziele auf den Punkt.
„Rente ist Anerkennung der Lebensleistung“
Auch verteidigte der Sozialminister in Wildeshausen die vom Koalitionspartner wenig geliebte Forderung einer Grundrente, bei der Menschen, die „ein Leben lang gearbeitet haben“ eine höhere Rente erhalten sollen, als es die Grundsicherungsrente vorsieht: „Rente ist keine Form von Bedürftigkeit, sondern die Anerkennung einer Lebensleistung“, stellte Heil vor den etwa 70 Zuschauern klar.
Im Anschluss moderierte Mittag die Diskussionsrunde. Sie ging ins Publikum und sammelte Fragen und Meinungen, auf die Heil zum Teil detailliert einging.
Quelle: Wildeshauser Zeitung